Abklärung bei Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen (ADS, ADHS)

Eine Reihe von Tests wird durchgeführt, um das Profil des Kindes hinsichtlich seiner Aufmerksamkeit und Konzentration, seiner geistigen Flexibilität, seiner Organisationsfähigkeiten, seiner Impulsivität oder auch seiner Hyperaktivität zu bestimmen. Mithilfe von Fragebögen werden außerdem die zu Hause und in der Schule beobachteten Verhaltensweisen und Schwierigkeiten differenziert herausgearbeitet, um das Kind unterstützen zu können.

Im Folgenden sind die unterschiedlichen Dimensionen aufgeführt, die bei der Aufmerksamkeitsprüfung beurteilt werden. Kinder mit ADS oder ADHS haben in der Regel nicht in allen erwähnten Bereichen Schwierigkeiten: Manche Kinder können z. B. erhebliche Aufmerksamkeitsschwierigkeiten haben, aber keine Probleme im Umgang mit Emotionen, keine Hyperaktivität oder Impulsivität und keine Organisationsschwierigkeiten. Andere Kinder wiederum können aus neurologischer Sicht eine gute Konzentrationsfähigkeit haben, aber in den anderen Bereichen erhebliche Schwierigkeiten aufweisen.

Aufmerksamkeit, Konzentration

Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung haben Schwierigkeiten in einem oder mehreren Aspekten der Aufmerksamkeit und Konzentration, wie die selektive Aufmerksamkeit (Fähigkeit, gut auf das zu achten, was für die aktuelle Aufgabe oder Aktivität wichtig ist, ohne sich zu stark von anderen Gedanken oder der Umgebung ablenken zu lassen), die geteilte Aufmerksamkeit (zwei Aufgaben gleichzeitig erledigen) und die Daueraufmerksamkeit (die Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten). Diese unterschiedlichen Formen der Aufmerksamkeit werden für verschiedene Situationen getestet, wobei auch der Unterschied zwischen auditiver und visueller Aufmerksamkeit überprüft wird.

Impulsivität

Schwierigkeit, einen Impuls zu stoppen sowie zu denken vor dem Handeln, resp. Impulsivität. Sie wird häufig bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefiziten beobachtet und betrifft auch nicht-emotionale Situationen, z. B. wenn eine Aufgabe schnell, aber schlampig erledigt wird, oder wenn das Kind sich nicht ausreichend die Zeit nimmt, die Aufgabenstellung zu lesen, bevor es beantwortet, oder wenn es in Gespräche andere häufig unterbricht.

Hyperaktivität

Das Kind hat Schwierigkeiten stillzusitzen, zappelt viel, redet übermässig viel und ist sehr ungeduldig.

Umstellen (mentale Flexibilität)

Mentale Flexibilität, sich an veränderte Umstände oder Situationen anzupassen. Dies kann sich auf intellektuelle Aktivitäten beziehen (Änderung der Aufgabenstellung, Vermittlung einer neuen Rechenart usw.), aber auch auf alltägliche Situationen (Anpassung an unvorhergesehene Ereignisse, Änderung von Plänen).

Emotionale Kontrolle

Schwierigkeiten in diesem Bereich können exzessive Reaktionen auf Kleinigkeiten und häufige Stimmungsschwankungen sein. Das Kind hat Schwierigkeiten, seine Emotionen zu steuern. Häufige Wutanfälle fallen auch in diesen Bereich.

Initiative

Hierbei handelt es sich um die Fähigkeit, eine Aktivität selbstständig zu beginnen sowie eigene Ideen zur Lösung von Problemen zu entwickeln. Kinder mit Schwächen in diesem Bereich haben z. B. Schwierigkeiten, mit einer Aufgabe zu beginnen, obwohl sie es gerne möchten, und sind stärker von ihrem Umfeld (Eltern, Lehrer) abhängig, damit sie sich an die Arbeit machen.

Planen, ordnen

Die Fähigkeit, sich Ziele zu setzen, mögliche Ereignisse zu antizipieren, Schritte zur Erreichung eines Ziels zu planen. Es betrifft auch die Fähigkeit, die wesentlichen Elemente einer Rede oder eines Textes wahrzunehmen und sie von den weniger wichtigen Ideen unterscheiden zu können. Ebenfalls betroffen ist die Fähigkeit, die eigenen Gedanken zu organisieren, um etwas mündlich oder schriftlich strukturiert zu erklären. Die Organisation und Ordnung seiner Materialien ist auch ein Aspekt: ordentlich arbeiten, aufräumen.

Arbeitsgedächtnis

Dies bezieht sich auf die Fähigkeit eines Kindes, mehrere Informationen im Kopf zu behalten, während es gleichzeitig denken und überlegen kann. Das Arbeitsgedächtnis wird bei einer Reihe von alltäglichen Aktivitäten beansprucht, z. B. wenn ein Kind sich die Zähne putzen muss, aber zuerst ein Spielzeug wegräumen will: da sollte es nicht vergessen, nach dem Wegräumen des Spielzeugs sich auch die Zähne putzen zu gehen. Manche Kinder mit einer Schwäche des Arbeitsgedächtnisses vergessen z. B., was sie tun sollten, obwohl sie schon mitten in der Aktivität sind. Das Arbeitsgedächtnis wird auch bei Schulaufgaben, z. B. in Mathematik, stark beansprucht.